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 BIENENTAGE AUF GITSCHENEN 

 Seit 2021 initiiert die IG Maisander den Gitschener Bienentag . Dieser beleuchtet als jährlich wiederkehrender Anlass die unterschiedlichen Aspekte der Apis mellifera. Er ist ein kultureller Beitrag zur Wertschätzung des unentbehrlichen kleinsten Haustiers und zum Erhalt der Artenvielfalt in der alpinen Kulturlandschaft. Die Biodiversität ist auf Gitschenen immer noch gross, ein Biotop für Bienen, Wildbienen und vielen anderen Insekten. Vor diesem Hintergrund soll das Universum der Honigbiene jährlich im Sommer gefeiert werden. Mit der Lebensweise der Honigbiene vernetzen sich verschiedenste Fachgebiete: Biologie und Medizin, Soziologie und Politik, Architektur und Kunst. An verschiedenen Orten in der Landschaft von Gitschenen finden Konzerte, Installationen, Lesungen und Workshops statt. 

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 Der Bien - die Gemeinschaft der Bienen 

 von Anna Dahinden 

 Der Gitschener Bienentag 2024 war in diesem Jahr ein Regentag – aber was für einer: ein wilder, lauter, farbiger, zarter – eigentlich ein Regenbogen. Regen war angekündigt. Am Vortag putzten wir das Hauptgebäude der Alp und legten Stroh aus. So wurde der Gitschener Bienentag dieses Jahr im Stall der Biobäuerin Andrea durchgeführt. Es war, als müsste es so sein: Denn das Thema 2024 war «Das Haus».
Am 22. Juni schlängelte sich eine immer dicker werdende Nebelschlange auf Gitschenen hinauf und empfing die Gäste. Im Stall angekommen stimmten Dominik Furger, Marvin Näpfli, Jérôme Kuhn ihre Tänze an. Die Besucher:innen sassen auf Strohballen oder auf dem Futtertrog und liessen sich von der Musik immer tiefer in den Bann des Bienentags ziehen – schon fast war der Bienenrausch in den Gesichtern erkennbar.

 Anschliessend beschmierten Gross und Klein Brote; mit Langstrassenhonig der Imker:innen Ursina Fausch und Klaus Müller und wertvollem Honig aus Bethlehem, Palästina der Zakrawi Farms. Zeit, um die Werke der Künstler:innen Anna von Siebenthal (wellenlänge; Malerei) und Florian Maritz (Scheuchen; Masken) auf sich wirken zu lassen.

 Und dann stand Roland Dahinden mit dem Alphorn aus Carbon und Elektronik mitten im Stall und webte einen Sound-Teppich: Kraftvoll tiefe Klänge und fein fliegende Geräusche – als wäre der Bien anwesend. 

 Im oberen Stock der Alp warteten Anna Eberle und Noemi Mensha Gamma an einem Tisch mit Aufnahmegerät auf Gesprächspartner:innen für ihre künstlerische Forschung in Urner Dachstöcken.

 Wunderschön bestickte Kissen des Künstlers Shadi Alaiek verliehen der Estrich-Stube eine poetische Stimmung: 

"My grandmother left this world but never left my heart, so are her stories and thread. And here I am now using the embroidery which she taught me to speak and to put out the memories on fabric then tight them up there, so we don't forget. Between the threads, colors and fabrics I find myself, threads with stories about home, love, nature and emotions." Shadi Alaiek, 2022

 Und dann sass mitten im Stall auf einem alten Stuhl auf Stroh Genet Zegay, das Buch «all about love» von bell hooks in der einen, das Mikrophon in der anderen Hand. Eine Lesung über die gesellschafts-politische Kraft der Liebe - über die Möglichkeit, lieben zu lernen, lieben zu lehren.

 Im Ausklang ihrer Worte performten und formten in Regenhosen Angela Stöcklin und Anna Dahinden Skulpturen aus Umarmungen: Verflechtungen von Raum, ein dynamisch im Miteinander konstruiertes und dekonstruiertes Zuhause: Nähe, Distanz, Eins- und Zweisein, Annäherung und Distanz. 

 Im Laufe des Nachmittags fielen die Temperaturen auf 6 Grad. Umso mehr wurde zur positiv geladenen Musik von Solidarität, Diversität, Dazugehören getanzt. Während vier Stunden legte der DJ afroedi auf und alle, aber wirklich alle, tanzten im Stall der Alp. 

 Und wie wir aus dem Stall kamen, mit müden und durchgewärmten Körper, umarmte uns das Abendrot des nach dem Regen strahlenden Himmels.